Pferde und Reitwissenschaften

Reitwissenschaft - Forschung zum Wohle des Tieres

Seit vielen Jahrhunderten gehören Pferde zum Leben des Menschen dazu. Waren sie in früheren Jahrhunderten in erster Linie als klassisches Arbeitstier, als Fortbewegungsmittel für Kutschen und Soldaten in Kriegszeiten im Einsatz, so sind sie heute vorwiegend ein beliebtes Hobby für Jung und Alt oder werden in vielen sportlichen Disziplinen geführt. Ob als Traber auf der Trabrennbahn, als Sportpferd für Military oder Springreiten, als therapeutisches Hilfsmittel für Kinder, oder als Rückepferd für die Arbeit im Wald, um nur einige Beispiele zu nennen: Pferde können zahlreiche Aufgaben erfüllen.

Mit der Entwicklung vom reinen Arbeits- zum Reitpferd gewinnen die Pferde und Reitwissenschaften immer mehr an Bedeutung. Auf vielen Gebieten werden neue Erkenntnisse gewonnen, welche Haltung und Beschäftigung mit dem Pferd erleichtern und verbessern. Neben der Erforschung von idealen Futterzusammensetzungen, der Verbesserung von Reitutensilien wie Zaumzeugen und Sätteln, sowie der Zuchtforschung, kommt der Verhaltensforschung eine immer größere Bedeutung zu.

Während früher, vorwiegend aus Unwissenheit, drakonische wenn nicht gar tierquälerische Erziehungsmaßnahmen wie Schlagen oder Barren als adäquate Mittel angesehen wurden, wenn ein Pferd sich „ungehorsam“ oder nicht leistungsgerecht verhielt, werden jetzt zunehmend alternative Verfahren angewendet, die das Pferd in seiner Eigenschaft als Fluchttier wahrnehmen und einbeziehen und ihm vor allem keine Schmerzen oder Angst zufügen. Der amerikanische Pferdeflüsterer Monty Roberts und seine deutsche Schülerin Andrea Kutsch sind in Deutschland Vorreiter dieser zwangfreien, sanften Erziehung, die darauf aufbaut, daß vor allem der Mensch die Hauptursache für Probleme mit dem Pferd ist. Kutsch vermittelt die von ihr entwickelten Pferde und Reitwissenschaften mittlerweile sogar in einer eigens gegründeten, anerkannten Fachhochschule.

Bedauerlicherweise haben sich diese Erkenntnisse im Hochleistungs-Reitsport bisher nicht durchsetzen können, da hier Spitzenleistung und finanzieller Gewinn dem Wohl des Pferdes vorgezogen werden. Somit ist eine weitere wichtige Aufgabe der Pferde und Reitwissenschaften, Bedingungen für die Verbesserung des Tierschutzes zu schaffen. Die Erkenntnisse aus neuen Forschungen müssen zur Grundlage für die Haltung von Pferden allgemein und den Einsatz von Pferden im Reitsport genutzt werden und langfristig dazu führen, dass die Lebens- und Arbeitsbedingungen entscheidend verbessert werden, damit falsche, tierschädliche Haltung oder gar Tierquälerei im Reitsport bald Vergangenheit sind.